Maleficent 2: Mächte der Finsternis (USA 2019) – oder: Kontinuität und Konventionalität

Maleficent 2: Mächte der Finsternis (USA 2019) – oder: Kontinuität und Konventionalität

„Fluch-der-Karibik“-Regisseur Joachim Rønning setzt im Sequel um die böse Fee Maleficent auf Bewährtes und Traditionelles – im guten wie im schlechten Sinn.

Fortsetzungen gelten für Kinofans oftmals als reine Geldmacherei. Denn die sogenannten Sequels, die die Geschichte eines Vorgängerfilms weitererzählen, reichen meist nicht an den Erstling heran. Trotzdem hält der Forsetzungs-Wahn an. Und US-Filmstudios wie Universal Pictures und Disney mischen mit ihren Märchen- und Fantasyfilmen kräftig mit.

Nach ‚Schneewittchen 2’ als „The Huntsman & the Ice Queen“ (2016) und ‚Alice im Wunderland 2’ mit dem Titel „Hinter den Spiegeln“ (2016) startet jetzt „Maleficent 2: Mächte der Finsternis“.

Die böse Fee Maleficent versuchte bereits im ersten Teil, Dornröschen in einen 100-jährigen Schlaf zu versetzen. Und das durchaus erfolgreich. Die Prinzessin stach sich an einer Spindel und knapp 1,5 Millionen Kinozuschauer fieberten in Deutschland mit.

Maleficent 2: Kontinuität und Konventionalität

Jetzt wird die Handlung von Disneys „Maleficent – Die dunkle Fee“ (2014) weitergedreht. Mit an Bord sind die wichtigsten Akteure des ersten Teils: Angelina Jolie als Fee Maleficent, Elle Fanning als Prinzessin Aurora und Sam Riley als Rabe Diaval.

Ein Traum in Rosa: Prinzessin Aurora (Elle Fanning) wandelt durch den Feenwald / © 2019 Disney Enterprises

Ein Traum in Rosa: Prinzessin Aurora (Elle Fanning) wandelt durch den Feenwald / © 2019 Disney Enterprises


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So setzt der norwegische Regisseur Joachim Rønning („Fluch der Karibik: Salazars Rache“, 2017) auf Kontinuität bei den Schauspielern. Und auf Konventionalität bei den handlungsleitenden Themen. Denn die wieder erwachte Prinzessin Aurora und ihr Prinz Phillip (Harris Dickinson) wollen – heiraten.

Dumm nur, dass beide in zwei verschiedenen Welten zu Hause sind: Aurora bei ihrer Ziehmutter Maleficent im Feenreich, Phillip bei seinen Eltern Königin Ingrith (Michelle Pfeiffer) und König John (Robert Lindsay) im Menschenreich. Beide Reiche sind verfeindet.

Habsburger Heiratspolitik im Märchenland

Ein Bund zwischen Aurora und Phillip könnte den ersehnten Frieden bringen – auch wenn dieser fromme Wunsch ein wenig nach Habsburger Heiratspolitik klingt: ‚Kriege mögen andere führen, du glückliches Feenreich, heirate!’

Ganz in Schwarz: Maleficent (Angelina Jolie, l.) begrüßt ihre Gastgeber / © 2019 Disney Enterprises/Jaap Buitendijk

Ganz in Schwarz: Maleficent (Angelina Jolie, l.) begrüßt ihre Gastgeber / © 2019 Disney Enterprises/Jaap Buitendijk


Die beiden Königskinder haben aber die Rechung ohne ihre jeweiligen (Schwieger-)Mütter gemacht, die sich in herzlicher Abneigung gegenüberstehen. Hierbei wird allerdings das klassische Gut-Böse-Schema im Märchen ausgehebelt.

Denn nicht die ‚böse’ Fee Maleficent, sondern ihr Gegenpart, die ‚gute’ Königin Ingrith verfolgt teuflische Pläne, um die Heirat zwischen ihrem Sohn und Aurora zu verhindern. Die Schauwerte des Films, wie Maske und Kostüm, unterstützen diese verkehrte Welt.

Weibliche Figuren bringen die Handlung voran

Ist Ingrith blond – was im Märchen zumeist positiv besetzt ist, weil es mit Gold in Verbindung gebracht wird –, so trägt Maleficent dunkles Haar. Ihre zwei spitzen Hörner und ihr diabolisches Make-up lassen sie gänzlich als vermeintlich ‚böse’ Protagonistin erscheinen.

Schwiegermonster: Königin Ingrith (Michelle Pfeiffer) hat für ihren Sohn andere Pläne / © 2019 Disney Enterprises

Schwiegermonster: Königin Ingrith (Michelle Pfeiffer) hat für ihren Sohn andere Pläne / © 2019 Disney Enterprises


Wie schon in „Maleficent – Die dunkle Fee“ sind auch in der Fortsetzung die männlichen Figuren konsequent den weiblichen untergeordnet. Kein Wunder, denn am Drehbuch war, wie schon 2014, Linda Woolverton beteiligt. Nicht Phillip, sein Vater oder Diaval bringen die Handlung voran, sondern ausschließlich Ingrith, Aurora und Maleficent. Das ist im männer-dominierten Fantasy-Genre, in dem es wenige oder gar keine zentralen weiblichen Figuren gibt, eher selten.

Von schwarzen Figuren und indigenen Völkern

Zudem bringt Disney die Integration schwarzer Figuren im Märchen-Genre weiter voran, zum Beispiel mit Chiwetel Ejiofor in der Rolle des Conall: Er gehört im Feenreich, zu dem sowohl Hardliner als auch Gemäßigte zählen, zu den sogenannten ‚Tauben’. Sie sehen – im Gegensatz zu den ‚Falken’ – nicht in der Konfrontation, sondern in der Versöhnung die Lösung für ein respektvolles Nebeneinander von Menschen- und Feenreich.

Teuflisch gut: Make-up-Designer Paul Gooth verwandelte Angelina Jolie in Maleficent / © 2019 Disney Enterprises

Teuflisch gut: Make-up-Designer Paul Gooth verwandelte Angelina Jolie in Maleficent / © 2019 Disney Enterprises


Wobei die Feenreich-Bewohner wie Conall und Maleficent und ihre Lebensräume zugleich an indigene Völker der Vergangenheit und Gegenwart erinnern, die mit nichts anderem als einem „versuchte[n] Genozid“ (Krämer 2019) ausgelöscht werden sollen. Und sich dagegen wehren.

Erinnerung an Disneys „Dornröschen“ von 1959

Dass Conall dennoch nur ein ‚Sidekick’ ist, eine Nebenfigur, die der Hauptfigur Maleficent treu zur Seite steht, und er am Ende seinen Traum mit dem Tod bezahlt – und nicht etwa sein weißer Hardliner-Gegenpart Borra (Ed Skrein) – mag hier zwischenzeitlich die falsche Botschaft senden.

Fantasievoll: Chef-Kostümbildnerin Ellen Mirojnick setzte Angelina Jolie in Szene / © 2019 Disney Enterprises

Fantasievoll: Chef-Kostümbildnerin Ellen Mirojnick setzte Angelina Jolie in Szene / © 2019 Disney Enterprises


Am Ende gilt trotzdem der Status-quo zwischen Feen- und Menschenreich. Und die Blumenfeen Knotgrass (Imelda Staunton), Flittle (Lesley Manville) und Thistlewit (Juno Temple) streiten – ebenso wie ihre animierten Pendants in Disneys Zeichentrick-Klassiker „Dornröschen“ von 1959 – über die Farbe von Auroras Hochzeitskleid. Ach, wenn nur alle Probleme so banal wären.

Film: „Maleficent 2: Mächte der Finsternis“ (USA, 2019, Regie: Joachim Rønning)

Drehort: Pinewood Studios, Pinewood Rd, Iver Heath SL0 0NH, Vereinigtes Königreich

Verwendete Quellen:


Headerfoto: Angelina Jolie als Fee Maleficent, Elle Fanning als Prinzessin Aurora und Sam Riley als Rabe Diaval / © 2019 Disney Enterprises

Dieser Beitrag wurde am 7. November 2019 aktualisiert.

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