Sie ist der Gegenpol zum Paradies: die Hölle. Wie mag es dort wohl aussehen? Vielleicht so ähnlich wie in den Märchenfilmen vom „Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Gedreht in bekannten Filmstudios, dunklen Schlossgemächern und echten Höhlen.
Die Weissagung, der in einer „Glückshaut“ geborene Sohn einer armen Frau werde „im vierzehnten Jahr die Tochter des Königs zur Frau“ bekommen, ist das Motiv des Grimm’schen Märchens „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Die Prophezeiung löst eine abenteuerliche und zudem spannende Geschichte aus, die mehr als einmal tragisch zu enden droht.
Denn: Der König – der ein „böses Herz“ hat – will verhindern, dass sich die Weissagung erfüllt und seine Tochter mit dem Jungen verheiratet wird. Er versucht alles, um die „Glückshaut“ loszuwerden. Vorerst vergeblich. Seine Tochter wird mit dem erwachsenen jungen Mann verheiratet. Doch der König gibt sich nicht geschlagen: Das Glückskind darf die Prinzessin nur behalten, wenn es „aus der Hölle drei goldene Haare von dem Haupte des Teufels“ holt.
Eine auf den ersten Blick schier unlösbare und vor allem „übernatürliche“ (Freund 2005, S. 127) Aufgabe, die der Held aber souverän meistert … Da wundert es kaum, dass die 1819 in den „Kinder- und Hausmärchen“ veröffentlichte Geschichte mit ihren komplexen Handlung bereits mehrfach in Deutschland verfilmt ist – an ebenso märchenhaften Drehorten.
Linderhof/Bayern: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (1955)
Ist Schloss Neuschwanstein im Sommer 1955 einer der Drehorte für die BRD-Märchenfilme „Schneewittchen“ und „Schneeweißchen und Rosenrot“ (beide R: Erich Kobler), so wird im selben Jahr auch ein anderes Schloss des bayerischen Königs Ludwig II. zur Filmkulisse: Linderhof.
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Märchenhafte Drehorte: Wo Schneeweißchen und Rosenrot zu Hause sind
Märchenhafte Drehorte: Wo Schneewittchen und die sieben Zwerge wohnen
Das zwischen 1869 bis 1886 im Rokoko-Stil entstandene Kleinod ist eine der Kulissen für die westdeutsche Verfilmung von „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Regisseur Hans F. Wilhelm lässt in der weitläufigen Schloss- und Parkanlage einige Szenen mit der Kamera festhalten.
In der Bearbeitung von Drehbuchautorin Hella Mora spielt Peter Schreiber das Glückskind Stephan, das sich gegen den König (Hans Cossy) zur Wehr setzen muss – und auf seinem Weg zum Teufel Schwarzbart (Alexander Golling) und dessen Großmutter (Käthe Graber) auch in eine Stadt gelangt.
Dort ist ein Marktbrunnen ausgetrocknet. Gedreht werden diese Szenen in der fränkischen Stadt Rothenburg ob der Tauber mit ihren märchenhaften Fachwerkhäusern und pittoresken Brunnen. Mit einer List entlockt Stephan dem Höllenfürsten das Geheimnis, warum das Wasser versiegt. So haben in der Stadt bald Elend und Not ein Ende. Film: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (BRD, 1955, Regie: Hans F. Wilhelm). Noch nicht auf VHS/DVD erschienen.
Drehorte:
- Schloss- und Gartenverwaltung Linderhof, Linderhof 12, 82488 Ettal
- 91541 Rothenburg ob der Tauber
Schloss Wiesenburg: „Wer reißt denn gleich vorm Teufel aus“ (1977)
Als im Sommer 1977 auf Schloss Wiesenburg Szenen für den DDR-Märchenfilm entstehen, hat das alte Gemäuer bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt, wandelt sich die frühere Burg- und Wehranlage im Laufe der Jahre zum repräsentativen Schlösschen mit Park.
1946, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wird die Wiesenburg zum Internat: In der Erich-Weinert-Oberschule mit erweitertem Russisch-Unterricht pauken DDR-Schüler die Sprache des Bruderlandes – der Filmdreh des DEFA-Teams ist da eine willkommene Abwechslung.
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DDR reloaded: Der identitätsstiftende DEFA-Märchenfilm
Einstellungen für die freie Adaption von „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ in der Regie von Egon Schlegel entstehen im Innenhof des Schlosses: Als Jakob (Hans-Joachim Frank) auf dem Weg zum Teufel (Dieter Franke) in eine Stadt kommt, die wie ausgestorben scheint, ist der Aufgang vom Männekentor zum Torhaus zu erkennen.
Südlich der früheren Bezirksstadt Potsdam lässt sich Jakob zudem über den Kähnsdorfer See zum Teufel „ans Ende der Welt“ bringen, wie die Grimms mehr als 150 Jahre zuvor schreiben. Die Hölle als „Meisterwerk der Szenenbildkunst“ (Sylvester 1990, S. 97) entsteht allerdings in den DEFA-Studios von Potsdam-Babelsberg.
Film: „Wer reißt denn gleich vorm Teufel aus“ (DDR, 1977, Regie: Egon Schlegel). Auf VHS/DVD erschienen.
Drehorte:
- Kähnsdorfer See, Gemeinde Seddiner See, 14554 Seddiner See
- Schloss Wiesenburg, Schlossstraße 1, 14827 Wiesenburg/Mark
- VEB DEFA Studio für Spielfilme, 1502 Potsdam-Babelsberg, August-Bebel-Straße 26–53
Altensteiner Höhle: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (2009)
Im Juni 2009 beginnen die Dreharbeiten für eine ZDF-Verfilmung in der Reihe „Märchenperlen“. Im Gegensatz zur 1977er-Adaption entscheidet sich Regisseur Hans-Günther Bücking für keinen im Studio nachgebauten Wohnsitz des Teufels.
Er verlegt den Dreh für die zweifellos spannendsten Szenen in die Altensteiner Höhle nach Thüringen. Die 1799 entdeckte, heutige Schauhöhle ist mit 1785 Metern Ganglänge die längste Höhle Thüringens – soviel Platz braucht das Team bei den Dreharbeiten allerdings nicht.
Im sogenannten Höhlen-Dom, der sich im ersten Drittel des Gangs befindet und in dem sonst Musikkonzerte stattfinden, wird das Wohnzimmer des Teufels (Fritz Karl) und seiner Großmutter (Rita Russek) eingerichtet.
Sie hilft dem Glückskind Hans (Bela Baptiste) und reißt dem schlafenden Teufel nacheinander drei goldene Haare aus. Alle Szenen über der Erde entstehen dagegen im nahe gelegenen Altensteiner Park und im Oberschloss Kranichfeld, auf dem die schöne Prinzessin Isabella (Ina-Alice Kopp), aber auch der böse König (Leonard Lansink) residieren. Letzterer wird am Ende doch noch ausgetrickst.
Film: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (BRD, 2009, Regie: Hans-Günther Bücking). Auf DVD erschienen.
Drehorte:
- Altensteiner Höhle, 36448 Schweina
- Altensteiner Park, Altenstein 4, 36448 Bad Liebenstein
- Barfüßerkirche/Barfüßerruine, Barfüßerstraße 20, 99084 Erfurt
- Oberschloss Kranichfeld, Schlossberg 28, 99448 Kranichfeld
Falkensteiner Höhle: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (2013)
Auch der ARD-Märchenfilm, der vier Jahre später für die Reihe „Sechs auf einen Streich“ entsteht, dreht in einer echten Höhle. Naja, eigentlich nur davor. Es ist die Falkensteiner Höhle, eine noch aktive Wasserhöhle auf der Schwäbischen Alb. Hier haust die gutmütige Großmutter des Teufels (Christine Schorn) mit ihrem jähzornigen Enkel (André M. Hennicke).
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Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (D 2013): Was ist Glück?
Denn die Innenaufnahmen der Hölle werden in düsteren Räumen von Schloss Ehrenfels gedreht, einem ansonsten herrlich gelegenen Sommersitz, erbaut im Stil des Barock. Dorthin verschlägt es Felix (Jakub Gierszał), der dem Teufel die drei Haaren ausreißen will. Die Großmutter hilft auch hier dem sympathischen jungen Mann – und erledigt das für ihn. Das freut am Ende sowohl Felix als auch Prinzessin Isabell (Saskia Rosendahl).
Film: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (BRD, 2013, R: Maria von Heland). Ist auf DVD erschienen.
Drehorte:
- Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen, 72660 Beuren (Dorf-Szenen)
- Burg Teck, 73277 Owen/Teck (Schloss-Außenaufnahmen)
- Kloster und Schloss Bebenhausen, 72074 Tübingen-Bebenhausen (Schloss-Innenaufnahmen)
- Naturpark Schönbuch, 72074 Bebenhausen (Wander-Szenen)
- Steinbruch von Reusten, 72119 Ammerbuch-Reusten (Überfahrt-Szenen)
- Falkensteiner Höhle, 72582 Grabenstetten (Höllen-Außenaufnahmen)
- Schloss Ehrenfels, Ehrenfels 1A, 72534 Hayingen (Höllen-Innenaufnahmen)
Weitere Verfilmung (Fernsehspiel): Die drei goldenen Haare des Teufels (DDR, 1959, R: Gisela Schwarz-Marell, Erstausstrahlung: 18.5.1959)
Verwendete Quellen:
- Brüder Grimm: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren. In: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen hrsg. von Heinz Rölleke. Stuttgart, 1980, Bd. 1, S. 167–174.
- Freund, Winfried: Märchen. Köln, 2005
- Sylvester, Regine: Wer reißt denn gleich vorm Teufel aus. In: Berger, Eberhard/Joachim Giera (Hrsg.): 77 Märchenfilme. Ein Filmführer für jung und alt. Berlin, 1988, S. 93–97.
Headerfoto: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (2013): Die Falkensteiner Höhle ist ein Drehort / Foto: Echino/pixelio.de