Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“ wird bis heute für Kino und Fernsehen verfilmt. Obwohl die Geschichte im Schwarzwald spielt, entstanden Außenaufnahmen für Märchenfilme vom „Kalten Herz“ aber nicht nur dort, sondern manchmal an ganz anderen Drehorten: Thüringer Wald statt Schwarzwald und Wannsee statt Schluchsee.

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Erst spät bereut Peter seinen Handel. Am Ende des Märchens gelingt es ihm mit Hilfe des guten Glasmännleins, sein eigenes Herz wiederzugewinnen … Vielleicht liegt es ja am Schwarzwald, der in keinem anderen deutschen Märchen eine so zentrale Rolle spielt, dass „Das kalte Herz“ seit der Stummfilmzeit immer wieder für die Leinwand adaptiert wird. Vielleicht ist es aber auch das Zusammenspiel von märchenhafter Fantasie und romantisch-antikapitalistischem Kern, das Drehbuchautoren an dieser offenbar so zeitlosen Geschichte fesselt. Wie auch immer, bis heute wurde das Märchen mehr als achtmal in Deutschland verfilmt – nicht nur im Schwarzwald …
Das kalte Herz (1922/23): Der Schwarzwald liegt am Wannsee

S-Bahnhof Berlin-Wannsee / Foto: Florian L / pixelio.de
Peters Wunsch nach Reichtum wird somit nicht nur mit sozialem Aufstieg begründet, sondern auch mit dem Traum, Maria heiraten zu können. Diese dramaturgische Idee übernehmen später andere Verfilmungen. Im Juni 1923 fährt das Filmteam für Außenaufnahmen in den Schwarzwald, um dem Märchenfilm „das charakteristische Gepräge“ (Film-Kurier, 4.6.1923) zu geben. Doch es sind weniger die Naturaufnahmen, sondern Dekor, Kostüm und das Spiel der Darsteller, die den Streifen in die Nähe eines märchenhaften Filmexpressionismus rücken.
Drehorte:
- Schwarzwald
- 14109 Berlin-Wannsee
Film: „Das kalte Herz“ (1922/23, R: Fred Sauer, D). Ist noch nicht auf DVD erschienen.
Das kalte Herz (1929/30) – oder: Das verschollene Herz
Wenige Jahre später bringt die Münchner Produktionsfirma Mercedes-Film ihre Version vom „Kalten Herz“ auf die Kinoleinwand. Doch der Stummfilm, der am 16. Januar 1930 seine Zulassung erhält, gilt bis heute als verschollen. Die Herstellungsfirma ist allerdings keine unbekannte, so stellt Mercedes-Film auch die Grimm-Adaption „Dornröschen“ her. Der Märchenstummfilm in der Regie von Carl Heinz Rudolph erhält am 3. September 1929 seine Zulassung und wird am 9. November 1929 uraufgeführt. Erfahren Sie hier mehr über das Münchner „Dornröschen“.
So ist es denkbar, dass „Das kalte Herz“ auch in und um München gedreht wurde. Ohnehin ist Mercedes-Film in den Jahren 1929 und 1930 sehr produktiv und stellt neben Märchenfilmen auch Heimatfilme her, wie „Der Grenzjäger“ (R: Hanns-Beck Gaden) und „Der Wildschütz“ (auch: „Wildschütz Jennerwein. Herzen in Not“, R: Hanns Beck-Gaden). Der später populäre Karl Attenberger steht hinter der Kamera.
Drehorte: [unbekannt]
Film: „Das kalte Herz“ (1929/30, R: [unbekannt], D). Ist noch nicht auf DVD erschienen.
Das kalte Herz (1933/2016): Holländer-Michel lebt in den Dolomiten

Dolomiten / Foto: Günter Hommes / pixelio.de
Zurzeit wird der Film dank Crowdfunding restauriert. 2016 soll „Das kalte Herz“ von 1933 auf der Leinwand gezeigt werden. Dann wird der Zuschauer erkennen, dass Außenaufnahmen für den Märchenfilm in Berlin entstanden. Die Domäne Dahlem, heute Landgut und Museum, dient als Außenkulisse für Szenen, die Peter (Franz Schnyder) in einem Schwarzwalddorf zeigen. Das Reich des Holländer-Michel (Stefan Schnabel) liegt dagegen, so Raff Fluri, in der Bergkette der Dolomiten. Zudem sind Aufnahmen vom Tessin, Comer See und Schwarzwald zu sehen.
Drehorte:
- Domäne Dahlem, Königin-Luise-Straße 49, 14195 Berlin: Stellmacherei (heute einziges noch erhaltenes Kalk-Piseé-Gebäude in Berlin), Pferdestall (heute CULINARIUM mit Dauerausstellung zur Kulturgeschichte der Ernährung)
- Schwarzwald
- Italien: Dolomiten, Tessin u. a.
- Schweiz: Comer See
Film: „Das kalte Herz“ (1933/2016), R: Karl Ulrich Schnabel, D). Aufführung in der Reihe „Wiederentdeckt“ im Zeughauskino, Berlin: 4. November 2016, 19 Uhr
Trailer: Hier klicken
Das kalte Herz (1949/50): Thüringer Wald statt Schwarzwald

DVD-Cover / Icestorm Distribution GmbH

Thüringer Wald / Foto: Hans-Jürgen Steglich / pixelio.de
Drehorte:
- Lauchagrund (in der Umgebung), 99891 Tabarz
- Marienglashöhle (in der Umgebung), 99894 Friedrichroda
- VEB DEFA Studio für Spielfilme, 1502 Potsdam-Babelsberg, August-Bebel-Straße 26–53
Film: „Das kalte Herz“ (1949/50, R: Paul Verhoeven, DDR). Ist auf DVD erschienen.
Das kalte Herz (1977/78): Märchen im Freilichtmuseum und Wildgehege

Vogtsbauernhof / Foto: Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
Podehl schreibt ebenso am Drehbuch und führt Regie in „Das kalte Herz“, das am 19. März 1978 in der WDR-Fernsehserie gezeigt wird. Außenaufnahmen für den 40-minütigen Märchenfilm entstehen im Schwarzwälder Vogtsbauernhof in Gutach, dem ältesten Freilichtmuseum Baden-Württembergs. Hier ist Kohlenmunk-Peter (Jan Koester) zwischen Bauernhöfen zu sehen, die das Typische ländlicher Schwarzwaldregionen zeigen. Ebenso dreht das Filmteam im Wildgehege Hellenthal, einem Tierpark in der südlichen Eifel mit einer Greifvogelstation.
Drehorte:
- Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof, Vogtsbauernhof 1, 77793 Gutach
- Wildgehege Hellenthal, Am Wildgehege 1, 53940 Hellenthal
Film: „Das kalte Herz“ (1977/78, R: Peter Podehl, BRD). Ist noch nicht auf DVD erschienen.
Das kalte Herz (1978): Filmdreh in Berlin und Iberger Tropfsteinhöhle

Großer Stalagmit in der Iberger Tropfsteinhöhle / Foto: Günter Jentsch / Bildrechte: HEZ

DVD-Cover / Pidax-Film
Drehorte:
- HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle, 37539 Bad Grund
- Tempelhofer Film-Studios, Oberlandstraße 26-35, 12099 Berlin-Tempelhof
Film: „Das kalte Herz“ (1978, R: Werner Reinhold, BRD). Ist am 27.10.2017 bei Pidax-Film (Serien-Klassiker) auf DVD erschienen.
Das kalte Herz (2013/14): Zwischen Erdmannshöhle und Hotzenwald

Erdmannshöhle / Foto: Gryffindor / Wikimedia Commons

DVD-Cover / Rough Trade Distribution
Drehorte:
- Erdmannshöhle, Wehrer Straße 25, 79686 Hasel
- Elendslöchle im Hännemer Wald, 79730 Murg
- Alte Poststraße, 79730 Murg
- Naturdenkmal Solfelsen, 79736 Rickenbach
- Écomusée d’Alsace (Freilichtmuseum/Museumsdorf), Chemin du Grosswald, F-68190 Ungersheim
Film: „Das kalte Herz“ (2013/14, R: Marc-Andreas Bochert, BRD). Ist auf DVD erschienen.
Das kalte Herz (2015/16): Zurück zu den (Schwarzwald) Wurzeln

Schluchsee / Foto: Stefan Schwarz / pixelio.de

DVD-Cover / Weltkino
Drehorte:
- Felsenlabyrinth, 01819 Langenhennersdorf
- Filmstudios Potsdam-Babelsberg, Havelchaussee 161, 14055 Berlin
- Walterhof, Hinterrötenberg 3, 72290 Loßburg-Schömberg
- 42103 Wuppertal (in der Umgebung)
- 72290 Loßburg (in der Umgebung)
- 79859 Schluchsee/Schwarzwald (in der Umgebung)
Film: „Das kalte Herz“ (2016, R: Johannes Naber, BRD). Kinostart: 20. Oktober 2016.
Weitere Verfilmung:
- „Das kalte Herz“ (1965, R: unbekannt, BRD: NDR-Fernsehspiel)
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Literatur:
- Hauff, Wilhelm: Sämtliche Märchen. Mit den Illustrationen der Erstdrucke. Herausgegeben von Hans-Heino Ewers. Stuttgart, 2002
- * Kümpel, Patricia: Zur Stilistik der DEFA-Märchen. Exemplarische Analysen zur filmischen und narrativen Gestaltung von Märchenverfilmungen aus der ehemaligen DDR. Saarbrücken, 2009, S. 47
- ** Reimer, Dieter (Hrsg.): DEFA-Stars. Legenden aus Babelsberg. Leipzig, 2004, S. 40
- Sommer, Chris: Alte Geschichte von der Sucht nach Reichtum: „Das kalte Herz“, in: Berliner Morgenpost, 15.7.1978
Headerfoto: Schwarzwald / Foto: Rainer Sturm / pixelio.de
Dieser Beitrag wurde am 18. April 2019 aktualisiert.
Aber hallo ein wunderschönes Märchen das Original aus DDR Zeiten!!!
Das Original aus DDR Zeiten ein wunderschöner Film große Klasse!!!!